Abendmond
Ich schaue den silbrigen Mond
Wie er sich halbkuglig am Himmel wölbt
Die Anspannung fließt aus meiner Stirn
Er saugt sie auf
ernährt sich davon
Orangene Sonne – getaucht in Mond
Verglühendes Abendrotgebet
schimmert noch immer ein wenig in der Luft
Dunstige Bergwipfel
Silhouetten hinter Baumkronen
Rücken dort in der Ferne
Der Balkon ist wie ein Garten
wo ich Zuhause bin
Unter Freunden
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Die Nacht
Nach und nach breiten sich die kristallenen Flügel
der Nacht über die Landschaft
Sterne erscheinen von irgendwoher und funkeln um ihre uralte Wette
Anklagend erheben sich Tannenwipfel
Aus der Dunkelheit
Was mag wohl vorgehen dort um diese tiefblaue Zeit
In der Ferne ist eine Eule zu hören
Ihren ruf trägt der leise Nachtwind
Ein Gefühl der einsamen Umgebenheit stellt sich ein
Verlassen
Und doch nicht allein
Augen und Fell, Steine und Pflanzen
Sind überall, nicht alle ganz verborgen
Verzagte Blicke bohren sich in die Dunkelheit
Streicheln das Blau der Atemluft
Es ist als hielte jemand die Zeit einfach an
In diesem Moment ist es Nacht
Eine ungeahnte Frische
Bringt die Lungenflügel in ihren seidenen Bann
Ergreift Besitz von Körper und Geist
Bringt kühle klare Ruhe
Die sich selbst trägt
Kein Gedanke kreuzt ihren Weg
Alles gehört nun der Nacht
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Die Stadtbahn
Heimlich teilen die Sonnenstrahlen das Blau
Wie weit kann ich hinaufsehen
(wie viel) weiter als der Vogel fliegt?
Bahngleise tanzen am Fenster vorbei
Baustellen und Arbeitende leben dort
viel Beton und ein Jägerstand
angeschnittener Wald
schaut mir ins Gesicht
Berge von Muttererde türmen sich auf
um von Menschenhand geformt zu werden
Nun beginnt die Stadt
Alte Backsteinhöfe neben Aluhallen
Oberleitungen staksen in die Luft
grobstoffliche Energieübertragung
Gleich steige ich aus
in die Stadt…
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H 2 0 ?
Tausende Jahre altes Wasser
Ruht in kleinen Molekülen
gerät in Schwung am Wasserfall
Zerspringt in Tausend Teile
vereint im schäumenden Brausen
erreicht es das Meer
Weite umschließt es
gefüllt von Algen und Eis
Fische kreuzen in seinem Weg
der immer in Kreisen führt
Sanfte Wogen türmen sich auf
Zu hohen Reißern —- spiegelnd gleißt ihre Haut
Tubenförmig segelt ein Surfer
im Wind der Tiefe
Möwen kreisen über der Weite
tanzen ihren Reigen der Lüfte
Dicke Robben tummeln sich faul
auf Felsen
Natur sprießt in den Korallen
langsam, sehr langsam
wächst das Land
Um woanders wieder vom Meer verschlungen zu werden
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Heimweg
Flammende Herzen
Zersprießen in bunte Pflanzen
die als Rosen in der Mittagssonne aufgehen
Sich aalen und ihre Blätter bescheinen lassen
Schwach gelbes Sonnenlicht kündet in orangefarbenen Wolken
den Abend im Wasserglas
Leichte Kühle legt sich über die stehende Luft
Winde wehen zart herüber
Zumal es Abend ist so enthält er den ganzen Tag
Habe ich schon mal ein solches Abendrot gesehen…
Wandernde Schleier ziehen sich im Himmelsblau,
Welches immer satter und samtiger wird
strahlen wie glühender Stahl
mit wattigem Hutfortsatz
Quillend türmt sich die Wolke im Wind der Höhe
Der Mond erscheint blass auf der anderen Seite
— Equilibrium —
angefangene Stille welche soviel weckt
ist mir unendliche Gute Nacht Geschichten
die sich in den Sternen spiegeln
— funkeln —
und mich in den Schlaf begleiten
auch der Duft des feuchten Grases begleitet mich auf meinem Weg nach Hause
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Leben
Samstags morgens in einem Marmeladenglas
Verschwindet der Tag hinter der Sonne
Und ich schreibe bunte Kreise auf die Wand
Sonnenstrahlen teilen sich im Gewölbten
Himmel liegt über der Luft
Verschwundene Zwerge bauen leise eine Zysterne
Das feuchte Tropfen des Moos beherrscht die Luft
Saphirene Felsen stehen um ein Gewässer
Welches den Feen ein Ort ist
Seidene Spinnwebenfäden
Ziehen sich tropfenschwanger durch den Nebel
Angehauchte Morgenstimmung
Erscheint mit den ersten Strahlen der Sonne
Durch das Schwarz der Berge
Bricht der erste Morgen
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Plötzliches Verstehen
Wie ein unbeschreibliches Wort
durchfährt mich die plötzliche Erkenntnis
— als stände ich mitten in ihr
und sie in mir
Sie umfasst alles und ist doch nicht fassbar
( I can’t put my finger on it )
Verschiedene Interpretationsgedanken kommen auf
und doch reicht keiner heran
Das Verstehen ist wie ein Zustand
wie das Sein überhaupt
Es kommt in mich wie die Atmosphäre
eines Raumes, den ich betrete
und welche ich weiß
Ohne das jemand etwas gesagt hätte
Was ich auch denke
je mehr ich darüber denke—
Desto mehr verschwimmt es in meinem Geist
Ich kann es nur sein …
Oder nicht sein,
das ist hier die Frage!
Solange ich frage kann ich es sein,
wenn ich Antworte bin ich notwendigerweise beschränkt.
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Tiere
Pfoten und Fell
Haare und Augen
schauen und flehen – werden und gehen
Versammeln sich
Hunde zerfließen auf der Couch
Sanfte Pfotentritte auf Marmorfliesen
leises Schleichen im Wald – echsenschnelle Bewegungen
Käferleichtes Krabbeln –umsummt von Hummeln
im Bann des Honig
schwirrende Lichter in der Nacht
erhellen grün die Dunkelheit
zerstäuben über dunklem Gras
Federflattern kündet den Würmern Verstecken
Haarige Ungestüme im Wald – Borstenbesät
schleimige Spuren ziehen sich über einen Pilz
welchen ein Reh frisst
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Überall Wind
Ich sitze am Bahnhof
— Sommernachts –
Züge passieren mich
Mit geschlossenen Augen
Und ich spüre nur den Wind
Menschen gehen entlang –
Sitzen—unterhalten sich
Doch ich spüre nur den Wind
Nichts anderes ist wichtiger
Wie er meine Ärmel aufbläht
Und in meiner Hose flattert
Ich sitze dort
Und der Wind wiegt mich (in seinen Armen)
Wäre ich eine Feder so flöge ich
Meine Kleidung –alles was an mir hängt
Fliegt schon
In der Geste des Windes
In seiner Bewegungskraft
Trägt er mich mit sich
Und ich sitze doch dort